Sommerersemester 2021
Universität Hamburg
»Muss es sein? – Es muss sein«.
Das Streichquartett und seine autobiographisch-programmatischen Einflüsse
Vorlesung (eine Veranstaltung des Zentrum für Weiterbildung)
Mittwochs 14.15 – 16.45, online
Termine: 21.4., 28.4.,
12.5., 19.5., 26.5.,
2.6., 9.6. und 23.6.2021
»Muss es sein? – Es muss sein«. Dieses verbale und gleichzeitig musikalisch-motivische Motto stellt Ludwig van Beethoven dem Finalsatz seines letzten Streichquartetts voran. Nicht nur diese Eintragungen fügen sich in einen Reigen von unzeitgemäß anmutenden Wendungen ein, die seinen letzten Streichquartetten immanent sind; einige davon sollen in dieser Vorlesung näher beleuchtet werden. Sie führen – gleichsam in der Tradition stehend – weit über ihre Entstehungszeit hinaus, waren damals unverständlich und wirken kompositionstechnisch heute noch ungewöhnlich.
Unter außermusikalischen Gesichtspunkten betrachtet, lenken diese Eintragungen in die Noten den Blick auf weitere Werke der kammermusikalischen Gattung des Streichquartetts, die programmatische Einflüsse aufweisen. Wohl versahen Verleger aus kommerziellen Gründen mehrere Quartette nachträglich mit teilweise unsäglichen Titeln (wie beispielsweise Haydns »Rasiermesser-Quartett«), aber erst im Laufe des 19. Jahrhunderts waren es die Komponisten selbst, die mit Titeln und sogar ausführlichen verbalen Erklärungen auf autobiographische und damit höchst persönliche Aspekte hinwiesen. So spielen Reflexionen über die eigenen Lebensumstände (Beethoven, Smetana) ebenso eine wichtige Rolle wie offene oder versteckte Liebesbeziehungen (Janacek, Berg), religiöse (Haydn) oder literarische Einflüsse (Wolf, Nono). Ihre Auswirkungen auf die kompositorische Gestaltung der Quartette ist ein weiteres zentrales Thema dieser Vorlesung.
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