Wintersemester 2014/15
Universität Hamburg
Die Symphonie im 19. Jahrhundert
Zur Entstehung und Aufführungspraxis einer bürgerlichen Konzertgattung
(forts. und Abschluss: »Von Volksweisen und Monumentalsymphonik«)
Vorlesung (eine Veranstaltung der Arbeisstelle für wissenschaftliche Weiterbildung)
Mittwochs 14.15 – 15.45
Temine: 22. und 29. Oktober, 5., 12., 19. und 26. November, 3. und 10. Dezember 2014
Die Symphonie im 19. Jahrhundert war in der Zeit nach Beethoven im Wesentlichen ein Phänomen im deutschsprachigen Raum. Im europäischen Ausland orientierte sich die Gestaltung symphonischer Werke an den Vorbildern, die mit neuen Gattungskonzeptionen einen eigenen kompositionsästhetischen Weg wiesen. In Abgrenzung und Erweiterung hierzu versuchten einige Komponisten im nord- und ost-europäischen Raum, durch die Integration folkloristischer Töne ihren Symphonien einen individuellen Ton zu verleihen. Was sich um 1840 in den ersten Symphonien von Niels W. Gade ankündigte, fand in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts im ost-europäischen Raum seine Fortsetzung: So integrierten Anton Dvorak und Peter Tschaikowsky auf unterschiedliche Weise volksmusikalische Elemente in ihren Symphonien. Ähnliche Tendenzen lassen sich ebenfalls bei einigen französischen Komponisten nachweisen.
Durch Anton Bruckner, dessen Symphonien – besonders in den Scherzo-Sätzen – einen unverkennbaren oberösterreichischen Tonfall aufweisen, etablierte sich darüber hinaus ein symphonischer Monumentalstil, der für das ausgehende 19. Jahrhundert prägend wurde. Gleichzeitig erweiterte Richard Strauss seine »Tondichtungen« zur Gattung der programmatischen Symphonie. In Gustav Mahlers teilweise abendfüllenden Symphonien verbinden sich dann schlichte Volksweisen und eine schiere Gigantomanie zu einem Werktypus, der scheinbar Unvereinbares zu einer Synthese führte, die einen neuen Gipfel des symphonischen Schaffens bildete.