Sommersemester 2008
Universität Hamburg

Die Musik des Fin de siècle II
Zwischen Klangopulenz, Farbenklang und der Grenze des Verstummens

Vorlesung (eine Veranstaltung der Arbeisstelle für wissenschaftliche Weiterbildung)
Freitags 12.15 – 13.45, Hörsaals B, Edmund-Siemers-Allee 1
Termine: 30. Mai, 6. Juni, 13. Juni, 20. Juni, 27. Juni, 4. Juli 2008

Stilpluralismus, affirmative und kritische Auseinandersetzung mit der Tradition sind Kennzeichen der Musik des Fin des siècle, der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Neben den Erschütterungen und Umwälzungen der kompositorischen Tradition geprägt von einem kompromisslosen Fortschrittsdenken, das in der radikalen Musik Arnold Schönbergs am deutlichsten zu Tage tritt, gab es eine ganze Reihe von Komponisten, die – angesiedelt zwischen Tradition und Fortschritt – heute nur noch wenig bekannt sind; ihnen und einigen ihrer exemplarischen Werke wird sich diese Vortragsreihe widmen.

Als Ausgangspunkt und Bindeglied ist die Musik Alexander von Zemlinskys zu sehen, der auch als Pädagoge, Förderer und Dirigent im Wien der Jahrhundertwende zu allen Komponisten eine freundschaftliche Beziehung unterhielt. In seiner Musik spiegeln sich die Tendenzen der Zeit, die er mit seinem eigenen genz persönlichen Idiom zu verschmelzen wußte: seine Tonsprache ist geprägt von der Reaktion auf Neues und der musikalischen Vermittlung von einander fremden Strömungen. Dies lässt sich auch in den Werken von Franz Schreker und Erich Wolfgang Korngold feststellen; bei beiden Komponisten stand das Opernschaffen im Mittelpunkt, ihre musikalische Sprache schöpft aus einer schwelgerischen Klangopulenz, die sich den neuen Tönen keineswegs verschließt. Stilistisch und musikalisch standen ihre Werke ebenbürtig neben denen von Richard Strauss, dessen vermeintlicher musikalischer Traditionalismus nach dem „Rosenkavalier“ von einem neuen stilistischen Pluralismus zeugt. Nicht nur literarische Einflüsse sondern auch die Beziehungen zwischen Malerei, Farbe und Musik führten zu synästhetischen Gesamtkunstwerken abstrakter wie hypertropher Art; die Werke von Josef Matthias Hauer und Alexander Scriabin legen hierfür ein höchst unterschiedliches Zeugnis ab (Dieser Vorlesungsteil wird in Abhängikeit von der zur Verfügung stehenden Zeit behandelt). Mit der Musik von Anton Webern, die weit über ihre Zeit hinausweist, wird die zutiefst traditionsgebundene musikalische Radikalität an die Grenze des Verstummens geführt.

 

Literatur:

Jens Malte Fischer, Jahrhundertdämmerung. Ansichten eines anderen Fin de siècle, Wien 2000

Jürg Stenzl (Hrsg.), Art nouveau. Jugendstil und Musik, Zürich 1980

 

Terminplan

1. Teil:
Die Oper nach Richard Wagner:
Von Helden, Märchen und Legenden

2. Teil:
Erich Wolfgang Korngold:
Vom Leben eines Wunderkindes zwischen Oper, Operette und Film

3. Teil:
Alexander von Zemlinsky:
Ein Pädagoge, Freund und Förderer zwischen den Zeiten

4. Teil:
Franz Schreker:
Von der Magie des Klanges und der Musik als Handlungsträgerin

5. Teil:
[vorbehaltlich der zur Verfügung stehenden Zeit]
Der blaue Reiter:
Von Bildern, Klängen, Klangfarben und Farbenklängen

6. Teil:
Anton Webern:
Eine Musik am Rande des Verstummens