Wintersemester 2021/22
Universität Hamburg
»Und er weiß gar nicht, was der nächste Schritt sein wird«.
Ligeti, Nancarrow, das Selbstspielklavier und eine neue Art der Virtuosität
Vorlesung (eine Veranstaltung des Zentrum für Weiterbildung)
Mittwochs 16.15 – 17.45, online
Termine: 27.10.,
3.11., 10.11., 17.11., 24.11.,
1.12., 8.12. und 15.12.2021
Die Werke für Klavier von György Ligeti sind von einer außerordentlichen Virtuosität geprägt. Sie zeigen oft genug die Grenzen von kompositorischen Ideen (Musica Ricercata), des mechanisch Machbaren (Continuum für Cembalo) sowie der pianistischen Fingerfertigkeit (Etudes pour piano) auf und bewegen sich in einem Bereich, der mit dem menschlichen Hörvermögen spielt.
Eine der prägenden Inspirationen bildete für Ligeti die Entdeckung der „Studies for Player Piano“ von dem in Europa bis zum Jahr 1982 gänzlich unbekannten Conlon Nancarrow. Er verwandelte das heute über 100 Jahre alte Selbstspielklavier aus der Rolle eines reinen Reproduktionsinstrumentes zu einem Ideengeber und Klangerzeuger für kompositorische Strukturen, die direkt in die Wiedergaberollen gestanzt wurden und nicht mehr manuell umsetzbar waren.
Anhand dieser und weiterer Werke wird in dieser Vorlesung die Grenzüberschreitung zwischen dem Komponieren für einen Musikautomaten und für zwei Hände mit zehn Fingern thematisiert.