Winterersemester 2018/19
Universität Hamburg
Das Klavier zwischen Tradition und Innovation.
Zur Klaviermusik im 20. Jahrhundert
Vorlesung (eine Veranstaltung des Zentrum für Weiterbildung)
Dienstags 16.15 – 17.45, Hörsaal ESA J
Termine: wöchentlich ab dem 4. Dezember 2018 bis zum 5. Februar 2019
Das Klavier kann als Instrument unter verschiedenen Gesichtspunkten klassifiziert werden: durch seine Spielweise als Tasteninstrument, durch seine Klangerzeuger als Saiteninstrument und durch seine Klangauslösung als Schlaginstrument. Diese Vielfalt wirkte sich auf die kompositorische Verwendung des Klaviers im 20. Jahrhundert aus. Als Instrument technisch ausgereift, diente es den Komponisten als ästhetische Experimentierbühne, auf deren Basis höchst differenzierte Werkkonzeptionen entstanden. Von einigen Komponisten wegen seines »neutralen Klanges« geschätzt (bei Josef Matthias Hauer und einigen Komponisten der seriellen Musik), konnte es auch als Klangträger für die Stilisierung von Vogelstimmen (Olivier Messiaen) eingesetzt werden.
Diese unterschiedlichen Perspektiven zeigen sich immer wieder in der Bedeutung des Instrumentes für einzelne Komponisten: als Wegmarken für die Erprobung neuer kompositorischer Techniken (Arnold Schönberg), als Ersatz für ein Schlagzeugensemble und der Bewusstmachung von Stille (John Cage) und als elektronisch erweitertes und verfremdetes Instrument (Karlheinz Stockhausen). Neue Spieltechniken nahmen ihren Anfang bei Clustern und dem Spiel auf den Saiten (Henry Cowell) und wurden durch die Automatisierung (Selbstspiel- resp. Reproduktionsklavier) zu übermenschlichen Herausforderungen angeregt (Conlon Nancarrow, György Ligeti). Selbst innerhalb der Mikrotonalität (Iwan Wyschnegradsky, Alois Haba) wurden mit dem Vierteltonklavier neue Instrumenten-Konstruktionen erprobt. Inmitten dieser Extrempunkte sammelt sich eine ganze weitere Reihe von Klavierkompositionen, die aus der Tradition des Instrumentes heraus zu interessanten und hörenswerten Innovationen führten.