Sommersemester 2016
Universität Hamburg
Musikalische Avantgarde um 1960
Vorlesung (eine Veranstaltung der Arbeisstelle für wissenschaftliche Weiterbildung)
Die Musik nach 1950 war – geprägt durch die internationalen Ferienkursen in Darmstadt – durch die Wiederentdeckung der Dodekaphonie und den daraus sich entwickelnden rationalen Tendenzen bestimmt. Es etablierte sich ein deterministisches Komponieren (die serielle Musik), das mit der Erschließung eines neuen musikalischen Materials (der elektronischen Musik) einher ging. Die Komponisten hatten eine starke Affinität zur Naturwissenschaft (wie bei Pierre Boulez) oder wurden zu Exegeten ihrer selbst (wie bei Karlheinz Stockhausen). Den Gegensatz zu diesen Strömungen bildeten höchst subjektive ästhetische Konzepte (wie bei Hans Werner Henze) oder die politische Inanspruchnahme musikalischer Aussagen (wie bei Luigi Nono). Mit dem ersten Europa-Aufenthalt von John Cage erfuhr der traditionelle etablierte Musikbegriff durch neue Aspekte des Zufalls, der Improvisation und der Aktionskunst eine entscheidende Wandlung, die Anlass zu teilweise heftigen Diskussionen und Skandalen gab.
Unter diesen Aspekten versucht die Vorlesungsreihe die Entwicklung und Wirkungsgeschichte der »Neuen Musik« der ausgehenden 1950er und 1960er Jahre nachzuzeichnen und den unterschiedlichen Auffassungen einer musikalisch zeitgenössischen Kunst in den beiden Teilen Deutschlands nachzuspüren